Personenwahlkomponente stärken?
- 
				Daniel H.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Di 23. Apr 2013, 12:56
 
Personenwahlkomponente stärken?
Hallöchen,  mal wieder ein, wie ich finde, Missstand des deutschen Wahlrechts: die fast überflüssige Erststimme. Mir ist durchaus klar, dass mit der Zweitstimme die zahlenmäßige und mit der Erststimme die personelle Zusammensetzung des Bundestages (zumindest hälftig) bestimmt werden soll. Aber genau genommen ist doch die Möglichkeit der Personenwahl über die Erststimme eine Farce. Es gibt eine ganze Reihe von Wahlkreisen, wo alle Direktkandidaten der größeren Parteien über aussichtsreiche Listenplätze abgesichtert sind und entsprechend auch bspw. bei der BTW 2009 alle in den BT eingezogen sind.  Das ist sicher nicht in allen Wahlkreisen, aber doch in einigen der Fall. An der Stelle verkommt doch die Personenwahl zur Farce. Dasselbe Problem ergibt sich, wenn ein Wahlkreis einen Amtsinhaber bspw. abwählen wollen würde, dieser aber durch die Landesliste abgesichert ist.   Nun meine Frage/ Vorschlag: Kann man nicht einfach Doppelkandidaturen verbieten? So, dass ein Kandidat entweder über die Liste oder direkt antreten kann? Oder verkommt dann nicht auch das indirekt zur Farce, weil alle fähigen Kandidaten der kleineren Parteien (v.a. Grüne und FDP, z.T. Linke) sich über Landeslisten absichern und auch von CDU und SPD nur noch das Personal antritt, welches keinen ordentlichen Listenplatz abbekommen hat, so, dass der Wähler nur noch die zweite Wahl zur Wahl hat? Was meint ihr?  Liebe Grüße
			
			
									
									
						- 
				Jan W.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Mo 28. Mai 2012, 14:06
 
Personenwahlkomponente stärken?
@Daniel H. Was Du forderst ist eine Annäherung an das neuseeländische Wahlrecht, dass derzeit vor allem drei Unterschiede zum deutschen aufweist:  - keine Länderkomponente  - niedrigere Grundmandatsklausel (logische Folge aus der geri
			
			
									
									
						- 
				Daniel H.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Di 23. Apr 2013, 12:56
 
Personenwahlkomponente stärken?
Interessanter Vorschlag. Mein Problem mit der Variante wäre, abgesehen davon, dass sie das von mir bemängelte Problem nicht löst, Folgendes:  1. Erststimmenergebnis und Landeslistenplatzierung sind zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe. Abgesehen davon würde es den Wählern eines Wahlkreises die Möglichkeit geben, eine Listenreihenfolge zu ändern, aufgrund der annahmegemäß alle anderen Wähler des Landes wählen.  2. Es ist schwer, einen Bonus für Erstunterlegene komplett gleich zugestalten (abgesehen davon, dass es das auch für die folgenden Unterlegenen geben müsste). So kann es sein, dass in einem Wahlkreis das Rennen knapp war und in einem anderen ein himmelweiter Abstand herrschte. Problematisch wird das vor allem bei hinteren Listenreihungen. So hätte der Zweitplatzierte eines Wahlkreises, obwohl er 20% hinter dem Wahlkreissieger liegt, eine höhere Reihung in der Liste, als der Drittplatzierte eines anderen Wahlkreises, der jedoch nur 5% Rückstand auf den Gewinner hat. Das ist von der Fairness-Seite aus problematisch.  3. Das zugrunde liegende Problem erkenne ich nicht wirklich als solches. Egal, ob man an den Kanzler/in glaubt versucht man immer einen guten Listenplatz zu erreichen zzgl. einer Wahlkreiskandidatur. Es ist ja nur rational in jedem Fall optimal abgesichert zu sein.   Es geht nicht explizit darum, dass Wahlkreisverlierer nicht in den Bunestag kommen, sondern darum, dass es Wahlkreise gibt, in denen die Personenwahl ein Witz ist, da alle Kandidaten im Bundestag sitzen (z.B. 2009 in Heidelberg). von Arnim hat dazu mal eine ganze Liste erstellt. Das sehe ich persönlich als das größere Problem, dass in manchen/ vielen Wahlkreisen die Erststimme quasi obsolet ist. Wenn es egal ist, wen man wählt, ist das schon etwas delegitimierend für das Wahlsystem.
			
			
									
									
						- 
				Holger81
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Mi 1. Nov 2017, 15:46
 
Personenwahlkomponente stärken?
"So hätte der Zweitplatzierte eines Wahlkreises, obwohl er 20% hinter dem Wahlkreissieger liegt, eine höhere Reihung in der Liste, als der Drittplatzierte eines anderen Wahlkreises, der jedoch nur 5% Rückstand auf den Gewinner hat. Das ist von der Fairness-Seite aus problematisch. " Das ist genauso (un)problematisch wie die Tatsache, dass manche Direktkandidaten ihren Wahlkreis mit 25% gewinnen und andere ihren mit 40% verlieren. " Das zugrunde liegende Problem erkenne ich nicht wirklich als solches. Egal, ob man an den Kanzler/in glaubt versucht man immer einen guten Listenplatz zu erreichen zzgl. einer Wahlkreiskandidatur. Es ist ja nur rational in jedem Fall optimal abgesichert zu sein. " Das Problem besteht ja auch nicht beim geltenden Wahlrecht, sondern bei deinem Vorschlag, wo man sich fuer eins von beidem entscheiden muss.  Sinnvoller als die hier genannten Vorschlaege faende ich das Baden-Wuerttemberger System: es gibt keine Landeslisten (und evtl. keine Zweitstimme), stattdessen ziehen fuer jede Partei die besten "Wahlkreisverlierer" ins Parlament ein.
			
			
									
									
						- 
				Jan W.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Mo 28. Mai 2012, 14:06
 
Personenwahlkomponente stärken?
@Daniel H. Also ganz einfach: stell Dir vor, Du wärst der Kreisvorsitzende einer Volkspartei und stehst vor der Entscheidung, entweder im ganz knappen Wahlkreis Eures Landkreises zu kandidieren, der immer an die jeweilige Kanzlerpartei geht, 
			
			
									
									
						- 
				Daniel H.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Di 23. Apr 2013, 12:56
 
Personenwahlkomponente stärken?
@Holger 81:  "Das ist genauso (un)problematisch wie die Tatsache, dass manche Direktkandidaten ihren Wahlkreis mit 25% gewinnen und andere ihren mit 40% verlieren."  Das wiederum sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Bei dem einfachen Verg
			
			
									
									
						- 
				Jan W.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Mo 28. Mai 2012, 14:06
 
Personenwahlkomponente stärken?
@Daniel H. Mit Gesichtslosigkeit der Landeslisten meinte ich, dass die lokale Verankerung der Liste durch Wahlkreiskandidaturen entfällt.  Die Idee des Verbots einer Doppelkandidatur würde ggf. zu einem Grabenwahlrecht passen (dieses aber 
			
			
									
									
						- 
				El Tres
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Do 16. Jun 2005, 10:00
 
Personenwahlkomponente stärken?
Die Personenwahlkomponente lässt sich auch einfacher stärken als durch weiteres Vermurksen dieses seltsamen Wahlsystems.
			
			
									
									
						- 
				Jan W.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Mo 28. Mai 2012, 14:06
 
Personenwahlkomponente stärken?
Also unter http://en.wikipedia.org/wiki/Electoral_system_of_New_Zealand sieht man, dass Neuseeland erst in den 90ern einen Beinahe-Zwilling unseres "seltsamen" Wahlsystems eingeführt hat. Ich würde den Erstunterlegenenbonus nicht als Vermurksen gelten lassen, sondern eher als Korrigieren eines Defektes.  Als Idealfall sähe ich Dreierwahlkreise, über die dann mehr als nur 50% der Mandate vergeben werden könnten. Erst- und Zweitstimme würden dann zu 5 Stimmen, die beide Zwecke erfüllen und mit denen kumuliert und panaschiert werden kann. Das Erst-/Zweit-/Drittmandat können in einer modifizierten Grundmandatsklausel unterschiedlich gewichtet werden. Fünferwahlkreise wären zwar schön, aber scheitern zum einen an den Mini-Bundesländern, zum anderen gehen dann u.U. sehr viele Mandate an Parteien unter 5%, Einzelbewerber, die von der Gesamtzahl abgezogen werden müssen.
			
			
									
									
						- 
				Daniel H.
 - Beiträge: 0
 - Registriert: Di 23. Apr 2013, 12:56
 
Personenwahlkomponente stärken?
@Jan W.:  Dass andere Systeme das mit der Personalisierung besser hinbekommen ist hinreichend klar (ich plädiere immernoch für STV ggf. mit Zusatzliste).  Wie gesagt, die Variante, Listenplätze nach Unterlegenenrangzahl zu verge