von Ratinger Linke » Fr 11. Apr 2014, 11:01
Der Erfolgswert bemisst sich nach dem tatsächlichen Wahlergebnis, und durch die Rundung ist klar, dass er im Allgemeinen nicht bei allen Parteien gleich sein kann. Weil bei kleinen Parteien der relative Rundungsfehler am größten ist, kann da auch der Erfolgswert am stärksten vom Ideal abweichen. Bei Parteien mit Sitz ist der übelste Fall, dass eine mit einem Anspruch (nach Divisor) von 0.5 Sitzen aufgerundet und andererseits eine mit 1.5 abgerundet wird (durch Losentscheid). Dann ist der Erfolgswert der Wähler der aufgerundeten 3-mal so hoch wie der der abgerundeten (und doppelt so hoch wie im Idealfall (wenn der Divisor die Harequote ist)). Vergessen wird aber oft der Fall, dass eine Partei bei 0.5 (oder darunter) abgerundet wird. Dann ist der Erfolgswert jedes Wählers einer Partei mit Sitz um einen Faktor unendlich höher. Sainte-Laguë geht aber von der Prämisse aus, dass das Verhältnis der Erfolgswerte irrelevant ist und stattdessen die Differenz das zu optimierende Maß ist. Andernfalls kommt Hill/Huntington raus, mit der Konsequenz, dass die Verteilung bezüglich der Parteien nicht unverzerrt ist und dass jede Partei mit mindestens 1 Stimme auch einen Sitz bekommen muss (soweit sie für alle reichen). Wenn man irgendeinen Sitz anders vergibt als Sainte-Laguë, wird (außer bei Losentscheiden) auf jeden Fall der Betrag der Differenz der Erfolgswerte bei beiden von der Verschiebung betroffenen Parteien größer. Oft wird nur ein zu großer Erfolgswert bezogen auf Parteien mit Sitz problematisiert, aber wenn das der Maßstab ist, ist die optimale Verteilung, einer beliebigen Partei alle Sitze zu geben. Das reale Problem sind nicht die Erfolgswerte, sondern deren Vorhersagbarkeit, die bei kleinen Parteien mit recht konstanten Ergebnissen, aber auch generell bei Ausschussbesetzungen o.Ä. gegeben sein kann. Wenn man abschätzen kann, dass eine Partei (nach Divisor) bei einem Anspruch zwischen 0.5 und 1.0 liegen wird, wird deren Wahl attraktiver, wenn sie dagegen unter 0.5 oder zwischen 1.0 und 1.5 liegt, unattraktiver. Genau genommen ist der Einwand 2 von @marvin richtig: Für die strategische Entscheidung des Wählers ist der Grenznutzen relevant, und der ist fast immer null, wenn man sichere Informationen hat. Real kann man aber nur Aussagen mit gewisser (geschätzter) Wahrscheinlichkeit machen. Entscheidend ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass eine Partei auf eine Sitzgrenze fällt. Bei der Sichtweise sind die übelsten Fälle, dass eine Partei praktisch chancenlos ist und dass sie nah bei 1.0 liegt (weil kleine Parteien relativ gesehn normalerweise genauer abschätzbar sind als große). Am günstigsten ist dann ein Erwartungswert nah bei 0.5, tendenziell eher bei 0.6, weil die Wahrscheinlichkeitsdichte nicht symmetrisch sein wird. Soweit möglich (u.A. durch ausreichende Gesamtsitzzahl), ist es deshalb sinnvoll, die extremeren Fälle von vornherein zu vermeiden. Das kann mit hohen Zulassungshürden oder mit einer Sperrklausel zusammen mit Alternativstimmen erfolgswertneutral gehn. Eine andere Lösung wär, nur volle Harequoten zu vergeben und den Rest mit Wahrscheinlichkeiten gemäß den Restansprüchen zu verlosen. Dann sind zwar die Erfolgswerte bei einer einzelnen Wahl im Allgemeinen suboptimal, aber auf lange Sicht näher am Ideal; insbesondere ist dann kein Vor- oder Nachteil vorhersagbar. Im Übrigen seh ich konkret für die Bayernpartei eher Nachteile; deren Sitzchancen sind zu schlecht, als dass eine Wahl wegen höherem zu erwartenden Erfolgswert irgendwie rentabel wär. Auch bezüglich dem Grenznutzen seh ich keinen klaren Vorteil. Gerade beim Grenznutzen ist wohl die Wahl der ÖDP am vorteilhaftesten.
Der Erfolgswert bemisst sich nach dem tatsächlichen Wahlergebnis, und durch die Rundung ist klar, dass er im Allgemeinen nicht bei allen Parteien gleich sein kann. Weil bei kleinen Parteien der relative Rundungsfehler am größten ist, kann da auch der Erfolgswert am stärksten vom Ideal abweichen. Bei Parteien mit Sitz ist der übelste Fall, dass eine mit einem Anspruch (nach Divisor) von 0.5 Sitzen aufgerundet und andererseits eine mit 1.5 abgerundet wird (durch Losentscheid). Dann ist der Erfolgswert der Wähler der aufgerundeten 3-mal so hoch wie der der abgerundeten (und doppelt so hoch wie im Idealfall (wenn der Divisor die Harequote ist)). Vergessen wird aber oft der Fall, dass eine Partei bei 0.5 (oder darunter) abgerundet wird. Dann ist der Erfolgswert jedes Wählers einer Partei mit Sitz um einen Faktor unendlich höher. Sainte-Laguë geht aber von der Prämisse aus, dass das Verhältnis der Erfolgswerte irrelevant ist und stattdessen die Differenz das zu optimierende Maß ist. Andernfalls kommt Hill/Huntington raus, mit der Konsequenz, dass die Verteilung bezüglich der Parteien nicht unverzerrt ist und dass jede Partei mit mindestens 1 Stimme auch einen Sitz bekommen muss (soweit sie für alle reichen). Wenn man irgendeinen Sitz anders vergibt als Sainte-Laguë, wird (außer bei Losentscheiden) auf jeden Fall der Betrag der Differenz der Erfolgswerte bei beiden von der Verschiebung betroffenen Parteien größer. Oft wird nur ein zu großer Erfolgswert bezogen auf Parteien mit Sitz problematisiert, aber wenn das der Maßstab ist, ist die optimale Verteilung, einer beliebigen Partei alle Sitze zu geben. Das reale Problem sind nicht die Erfolgswerte, sondern deren Vorhersagbarkeit, die bei kleinen Parteien mit recht konstanten Ergebnissen, aber auch generell bei Ausschussbesetzungen o.Ä. gegeben sein kann. Wenn man abschätzen kann, dass eine Partei (nach Divisor) bei einem Anspruch zwischen 0.5 und 1.0 liegen wird, wird deren Wahl attraktiver, wenn sie dagegen unter 0.5 oder zwischen 1.0 und 1.5 liegt, unattraktiver. Genau genommen ist der Einwand 2 von @marvin richtig: Für die strategische Entscheidung des Wählers ist der Grenznutzen relevant, und der ist fast immer null, wenn man sichere Informationen hat. Real kann man aber nur Aussagen mit gewisser (geschätzter) Wahrscheinlichkeit machen. Entscheidend ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass eine Partei auf eine Sitzgrenze fällt. Bei der Sichtweise sind die übelsten Fälle, dass eine Partei praktisch chancenlos ist und dass sie nah bei 1.0 liegt (weil kleine Parteien relativ gesehn normalerweise genauer abschätzbar sind als große). Am günstigsten ist dann ein Erwartungswert nah bei 0.5, tendenziell eher bei 0.6, weil die Wahrscheinlichkeitsdichte nicht symmetrisch sein wird. Soweit möglich (u.A. durch ausreichende Gesamtsitzzahl), ist es deshalb sinnvoll, die extremeren Fälle von vornherein zu vermeiden. Das kann mit hohen Zulassungshürden oder mit einer Sperrklausel zusammen mit Alternativstimmen erfolgswertneutral gehn. Eine andere Lösung wär, nur volle Harequoten zu vergeben und den Rest mit Wahrscheinlichkeiten gemäß den Restansprüchen zu verlosen. Dann sind zwar die Erfolgswerte bei einer einzelnen Wahl im Allgemeinen suboptimal, aber auf lange Sicht näher am Ideal; insbesondere ist dann kein Vor- oder Nachteil vorhersagbar. Im Übrigen seh ich konkret für die Bayernpartei eher Nachteile; deren Sitzchancen sind zu schlecht, als dass eine Wahl wegen höherem zu erwartenden Erfolgswert irgendwie rentabel wär. Auch bezüglich dem Grenznutzen seh ich keinen klaren Vorteil. Gerade beim Grenznutzen ist wohl die Wahl der ÖDP am vorteilhaftesten.