von Mark Tröger » Di 18. Dez 2018, 14:13
"- die USA haben eine Präsidialverfassung, in der parteipolitische Strukturen traditionell schwächer ausgeprägt sind, weil Parlament und Regierung getrennt demokratisch legitimiert sind; hinzu kommt das Vorwahlsystem, das Radikalisierung belohnt" Wenn es nur zwei Parteien gibt, ist eine stärker ausgeprägte parteiinterne Demokratie die logische Folge. Wenn man in Deutschland z. B. FDP, CDU, CSU und AfD in eine Partei zwingen würde, würde der parteiinterne Streit auch zunehmen. "Das Argument, die Volksparteien wären erst durch das Verhältniswahlrecht so groß geworden, wie sie letztlich waren, leuchtet mir nicht so recht ein. An welchen Punkten machst du das fest?" Nicht durch, aber trotz des Verhältniswahlrechts. Das Mehrheitswahlrecht hat schon eine bündelnde Wirkung auf die Parteien, aber es ist nur eine von mehreren Faktoren. Konzentration auf wenige Parteien kann es auch im Verhältniswahlrecht geben und Fragmentierung der Parteienlandschaft kann auch im Mehrheitswahlrecht vorkommen. Nehmen wir mal an, in Deutschland würde ein Mehrheitswahlrecht mit Zweierwahlkreisen eingeführt. Was würde mit den Parteien passieren? Eine Spekulation: - FDP: Momentan recht chancenlos irgendwo den zweiten Platz zu erreichen. Die meisten Wähler gehen zur Union. Diese ist damit fast überall sicher auf Platz 1 oder 2. - AfD: Hätte im Westen wenig Chancen irgendwo Platz 1 oder 2 zu erreichen. Würde zu einer Ost-Partei werden und durch Stärkung des Ost-Profils dort vermutlich noch stärker. Wäre dort in vielen Wahlkreisen auf Platz 1 oder 2. - SPD und Grüne: Die SPD wäre weiterhin in ländlichen und industriellen Regionen und tendenziell im Nordwesten vor den Grünen. Die Grünen wären hingegen in den Städten und eher im Süden vor der SPD im Kampf um den Platz neben der Union. Vermutlich würden die beiden Parteien Wahlkreisabsprachen treffen. - Die Linke hätte im Westen wenig Chancen gegen SPD und Grünen. Dafür würde sie wie die AfD im Osten eine Rolle spielen, vor allem in Ost-Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aber selbst wenn sich meine Hoffnungen nicht erfüllen und wir auch unter Mehrheitswahl weiterhin ein Mehrparteiensystem haben, dann halte ich doch drei meiner formulierten Reformziele für erreicht, nämlich im Regelfall Einparteienregierungen, Vereinfachung des Wahlverfahrens und Verkleinerung des Bundestages. Das halte ich für besser als den Status quo mit der ew'gen GroKo. Einparteienmehrheitsregierungen aber nur, wenn es die eine Partei schafft in mindestens einem Wahlkreis beide Mandate zu holen. Im Falle mehrerer Kandidaten einer Partei im selben Wahlkreis wird es für die Wählerschaft aber alles andere als einfach, die Stimmen richtig zu verteilen.
"- die USA haben eine Präsidialverfassung, in der parteipolitische Strukturen traditionell schwächer ausgeprägt sind, weil Parlament und Regierung getrennt demokratisch legitimiert sind; hinzu kommt das Vorwahlsystem, das Radikalisierung belohnt" Wenn es nur zwei Parteien gibt, ist eine stärker ausgeprägte parteiinterne Demokratie die logische Folge. Wenn man in Deutschland z. B. FDP, CDU, CSU und AfD in eine Partei zwingen würde, würde der parteiinterne Streit auch zunehmen. "Das Argument, die Volksparteien wären erst durch das Verhältniswahlrecht so groß geworden, wie sie letztlich waren, leuchtet mir nicht so recht ein. An welchen Punkten machst du das fest?" Nicht durch, aber trotz des Verhältniswahlrechts. Das Mehrheitswahlrecht hat schon eine bündelnde Wirkung auf die Parteien, aber es ist nur eine von mehreren Faktoren. Konzentration auf wenige Parteien kann es auch im Verhältniswahlrecht geben und Fragmentierung der Parteienlandschaft kann auch im Mehrheitswahlrecht vorkommen. Nehmen wir mal an, in Deutschland würde ein Mehrheitswahlrecht mit Zweierwahlkreisen eingeführt. Was würde mit den Parteien passieren? Eine Spekulation: - FDP: Momentan recht chancenlos irgendwo den zweiten Platz zu erreichen. Die meisten Wähler gehen zur Union. Diese ist damit fast überall sicher auf Platz 1 oder 2. - AfD: Hätte im Westen wenig Chancen irgendwo Platz 1 oder 2 zu erreichen. Würde zu einer Ost-Partei werden und durch Stärkung des Ost-Profils dort vermutlich noch stärker. Wäre dort in vielen Wahlkreisen auf Platz 1 oder 2. - SPD und Grüne: Die SPD wäre weiterhin in ländlichen und industriellen Regionen und tendenziell im Nordwesten vor den Grünen. Die Grünen wären hingegen in den Städten und eher im Süden vor der SPD im Kampf um den Platz neben der Union. Vermutlich würden die beiden Parteien Wahlkreisabsprachen treffen. - Die Linke hätte im Westen wenig Chancen gegen SPD und Grünen. Dafür würde sie wie die AfD im Osten eine Rolle spielen, vor allem in Ost-Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aber selbst wenn sich meine Hoffnungen nicht erfüllen und wir auch unter Mehrheitswahl weiterhin ein Mehrparteiensystem haben, dann halte ich doch drei meiner formulierten Reformziele für erreicht, nämlich im Regelfall Einparteienregierungen, Vereinfachung des Wahlverfahrens und Verkleinerung des Bundestages. Das halte ich für besser als den Status quo mit der ew'gen GroKo. Einparteienmehrheitsregierungen aber nur, wenn es die eine Partei schafft in mindestens einem Wahlkreis beide Mandate zu holen. Im Falle mehrerer Kandidaten einer Partei im selben Wahlkreis wird es für die Wählerschaft aber alles andere als einfach, die Stimmen richtig zu verteilen.